Schach-Projekt an Bremer Grundschulen
Ein Schuljahr lang ist an 18 Grundschulen im Land Bremen wöchentlich eine Stunde Schach unterrichtet worden. Um das bundesweit einzigartige Projekt „Schach macht schlau“ abzuschließen, sollen am kommenden Donnerstag etwa 1000 Schülerinnen und Schüler auf dem Marktplatz zwei Partien Schach spielen. Der Platz werde voller Bierbänke und -tische sein, sagt Mitorganisator Hermann Schünemann. Er ist Vorstandsmitglied des Vereins „Das erste Buch“, der das landesweite Schachprojekt initiierte.
Warum Grundschüler das Spiel der Könige lernen sollten, ist für Schünemann klar: Schach fördere das strategische Denken und die Konzentration, sagt er. Das Projekt ist für ihn bereits nach einem Jahr ein Erfolg. „Alle Lehrer waren begeistert“, berichtet der Vereinsvorsitzende. Ähnlich äußert sich die Bildungsbehörde. „Alle bestätigen die hohe Motivation der teilnehmenden Kinder“, sagt die Ressortsprecherin Annette Kemp. Auch im nächsten Schuljahr soll der Schachunterricht angeboten werden. Laut Bildungsressort haben sich bereits zahlreiche Lehrkräfte bei einer entsprechenden Informationsveranstaltung angemeldet.
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Die Bildungsbehörde hat Kemp zufolge das Schach-Schuljahr mitgestaltet und begleitet. Insgesamt 73 Lehrerinnen und Lehrer hätten an dem Pilotprojekt freiwillig teilgenommen. Dabei konnten die meisten Lehrer zunächst selbst kein Schach spielen. Das Projekt sah vor, dass sie es gemeinsam mit den Schülern lernen sollten. In vorbereitenden Workshops und mit speziellem Lehrer-Material wurden die Lehrkräfte auf den Unterricht vorbereitet. Die Schüler vertieften ihr Wissen zudem mit einer Online-Software, die zusammen mit anderen Materialien von Unterstützern wie der Bremischen Volksbank und BLG Logistics bereitgestellt wurden.
Studie zeigt: Schach fördert das Sozialverhalten
Warum Schach für Grundschüler gut sein soll, erklärt Kemp mit einer Studie der Universität Trier von 2007. Diese komme zu dem Schluss, dass sich das regelmäßige Schachspiel positiv auf das strategische Denken, die Raum-Lage-Zusammenhänge, auf die Sprache und das Sozialverhalten auswirke, betont die Ressortsprecherin. Ob diese Veränderungen während des Schachjahrs bei den Schülern eingetreten sind, vermag die Sprecherin noch nicht abzuschätzen. Sie könne sich lediglich zu Tendenzen äußern. Mit der Auswertung des Projekts ist neben der Bildungsbehörde die Sozialwissenschaftlerin Iris Krimmel von der Universität Bremen beauftragt.
Auch Andrea Barthe, Leiterin der Marie-Curie-Schule in Horn-Lehe, kann noch nicht sagen, was für einen Effekt der Schachunterricht auf ihre Erst- bis Viertklässler hatte. Eine Veränderung hat sie jedoch beobachtet: „Kinder, die sich im Unterricht unruhig verhalten, sind beim Schach ruhiger und konzentrierter.“ Die meisten Schüler seien von dem Angebot begeistert. „Die Kinder lieben die Schachstunde“, sagt die Schulleiterin. Barthe will den Schachunterricht als festen Teil der Schulausbildung an der Marie-Curie-Schule beibehalten – von der ersten bis zur vierten Klasse.